Marlin hatte deutlich angenehmere Tage erlebt. Und ein Teil von xies hätte die Zeit wirklich sehr gerne mit Lernen für die Schule verbracht. Oder damit eine Schultoilette mit einer Zahnbürste zu reinigen. Oder im Wald alle Tannennadeln einzusammeln. Alles andere jedenfalls, als von Ariana mit harten Baseballbällen beworfen zu werden.
Dass sich Zyx mit dem elektronischen Drumset hatte auf den Porch tragen lassen, bevor sie mit der ‚Übung‘ angefangen hatten und nun jeden Ball mit einem Trommelwirbel ankündigte, machte die Situation nicht besser.
Nach zehn Minuten war xies aus der Puste, vor lauter Versuchen den Bällen auszuweichen oder diese ‚Magie‘ hochzubeschwören, wie sie es vor wenigen Tagen, die sich inzwischen anfühlten, als läge ein ganzes Leben dazwischen, spontan getan hatte.
Verzweifelt hatte xies Ariana gefragt, wie zur Hölle sie es schaffte, dass jeder ihrer Würfe traf und zwar alle schmerzhafte Stellen – aber auch wieder nie eine Stelle, die mehr als schmerzhaft sein konnte. So hatte noch kein Ball Marlins Kopf getroffen, oder die Hände, wo sie die kleinen Knochen schnell brechen konnten.
Ariana hatte den Kopf geschüttelt. Sie wirkte irritiert, so etwas Offensichtliches erklären zu müssen. „Mit Magie natürlich, Marlin. Das hier ist ein Training deiner magischen Fähigkeiten und das mache ich nicht davon abhängig, dich zuverlässig zu treffen, ohne dabei Schaden anzurichten.
„Und WIE machst du das?“, hatte Marlin mit Verzweiflung in der Stimme gefragt.
„In dem ich die Materie der Bälle…“, Ariana hob ihr Handgelenk an, mit dem Armband an dem mehrere Charms in Form von Elementen des Periodensystems hingen. „… mit kinetischer Energie versehe …“, sie hob die andere Hand, so dass Marlin den Armreif sehen konnte, auf dem die Newtensche Formel der Beschleunigung eingeätzt war. “ … und sie mit deiner DNA gekoppelt und darauf als Ziel hin ausgerichtet habe .…“, sie tippte mit einem Finger gegen eine geschlossene Mini-Biosphäre aus Glas, die an einer Kette um ihren Hals hing. “ … und mit Correspondence haben ich Trefferzonen an deinem Körper definiert, und andere geblockt …“, sie tippte auf eine Brosche, die sie auf Herzhöhe an ihre Bluse geheftet hatte. Auf dem nach ‚Vintage‘ aussehenden Metall war zentral ein Bild der Schauspielerin Hedy Lamarr aufgebracht. „Das zumindest ist, mein Konstrukt, Ich kann dir nicht sagen ‚wie‘ es geht, Marlin.
Was ich sehe, was dich besonders macht, das ist für mich deine DNA. Weil das in meine Vorstellung der Welt gut hineinpasst. Ich bin Wissenschaftlerin, sowohl Geisteswissenschaftlerin als auch Naturwissenschaftlerin. Ich habe in ebensovielen Chemie-, Physik-, Biologie-, Mathematik-, Materialwissenschafts- und Computer-Science-Vorlesungen gesessen, wie ich in Geschichts-Vorlesungen gesessen habe. Was ich dort gelernt habe, … das ist meine Welt.
Ein Dream-Speaker könnte mit diesen DNA-Zeugs nichts anfangen und würde deine Einzigartigkeit über den magischen Abdruck deiner unsterblichen Seele sehen, oder was auch immer. Jemand vom Celestial Chorus würde sich auf das Lied einstimmen, dass deine Existenz im Universum darstellt.
Es gibt keinen den einen Weg. Es gibt nur deinen Weg.“
Sie atmete für einen Moment durch. „Na gut. Und es gibt den Weg der Hermetiker, die Bücher, Regeln und Formeln für so ziemlich alles haben. Aber das nicht, was ich dir beibringen kann. Auch wenn es deine Tradition sein wird, wenn deine Stärke, wie ich denke, bei Forces liegt. Ich kann’s nicht. So funktioniert meine Magie nicht.
Und jetzt, für den Moment haben wir nicht die Chance, die Zeit einen Mentor für dich zu suchen. Glaube an dich. Vertraue, dass du mit Magie alles tun kannst. Auch verhindern, dass es gleich wieder wehtut.“ Ariana warf den nächsten Baseball. Deutlich absichtlich weit an Marlin vorbei. Doch er traf xies auf den Oberschenkel. Hart. Marlin zog zischend Luft durch die Zähne ein.
„Los. Du kannst es.“, rief Ariana Marlin zu und murmelte dann leiser zu sich selbst. „Ich höre mich schon an wie irgendjemandes Mutter.“
Aber schon warf sie den nächsten Ball, der mit nicht weniger Geschwindigkeit und Energie als die Vorhergehenden auf Marlin zusegelte. Doch dieses Mal hatte xies die Schnauze voll. Es tat weh und das machte keinen Spaß.
Es löste sich etwas von Marlin, das halb Wind war, halb rohe kinetische Energie. Sie riss Blätter mit sich, einige Zweige umstehender Bäume und vor allem Ariana. Die Magierin segelte durch die Luft und landete unsanft auf dem Rücken. Das Moment lies ihre Beine kurz hochschnappen, wie die einer Gliederpuppe, die jemand achtlos zur Seite geworfen hatte.
Marlin riss die Augen auf, schluckte und traute sich kaum auf Ariana zuzugehen. „Ariana?“
Ariana ächzte. Nach einem Moment hob sie aus der immer noch liegenden Position den Daumen.
„An Dosis und Kontrolle arbeiten wir noch.“