Young ballerina dancer in pink dress showing her techniques on lilac background

Die nächste halbe Stunde würde Marlin alle Hände voll zu tun haben und wenn xies nachdacht hätte, wäre xies vielleicht auf die Idee gekommen, dass Ariana so versuchte xies davon abzuhalten, zu sehr über das, was geschehen war, nachzudenken. Der Zusammenbruch würde kommen. Dann, wenn Marlin endgültig realisierte, dass die nächste Angehörige tot war. Wirklich tot. Dass xies nicht nur für den Moment die dringend nötige Distanz zu einem nicht sehr hilfreichen oder gesunden Elternteil gefunden hatte, sondern, dass nun die Möglichkeit zu ihr zurückzugehen, oder sich zu ihren Lebzeiten vielleicht aktiv gegen einen weiteren Kontakt zu entscheiden, nicht mehr gegeben war. Und mehr noch, wenn Marlin realisierte, was es bedeutete, wahrscheinlich die Hauptverdächtige zu sein.

Nach dem EIndruck, den Ariana von Marlins Mutter gewonnen hatte, konnte sie sich ungefähr vorstellen, wie die Aussagen der Nachbarn klingen würden. Aus ihrer Zeit im Heim kannte sie genug destruktive Familien und wie diese aussahen. Vor allem auch jene, die nach außen wie eine heile Welt wirkten aber alles andere als heil waren.

Wahrscheinlich waren alle Nachbarn davon überzeugt, was für eine liebevolle und hingebungsvolle Mutter Marlin gehabt hatte. Und das sie man sie wohl als Frau wahrgenommen hatte, die ihr Bestes tat, deren Kind aber dennoch einfach nicht richtig geraten war. Das man sie als Opfer der Umstände wahrgenommen hatte und Marlin als irgendwie missraten. Weil sie es so dargestellt hatte.

All das erzählte Ariana Marlin aber gerade nicht. Statt dessen, ließ sie sich dabei helfen, das Häuschen wieder in den fahrbereiten Zustand zu versetzen. So lernte Marlin, mit einer Checkliste in der Hand, was alles weggeräumt, was eingewickelt und was festgezurrt werden musste. Oder was demontiert, wie Arianas Ballettstange, die von der Außenwand entfernt werden musste, dann flach auf den Boden des Mittelgangs gelegt und dort mit Duckttape fixiert wurde.

Nachdem dann auch der Pickup vor das Häuschen gespannt und alle Verbindungskabel angeschlossen waren,  stand Ariana einen Moment nachdenklich vor dem Gefährt. Marlin konnte sehen, wie sie den Armreif am rechten Handgelenk und das Armband mit den Charms am linken Handgelenk zurechtschüttelte und beide in ihr Blickfeld hob. Über die Armreifen hinweg, blickte sie auf den weißen Pick-Up-Truck.

Dann, noch während Marlin sich fragte, was die Magierin vorhatte, lieft wie in einer Welle eine Art Bewegung über den Lack des Fahrzeugs und wo dieser vorher makellos weiß gestrahlt hatte, hinterließ die Welle nun ein leuchtendes, auf weite Entfernung hin strahlendes: Pink. Marlin starrte das Fahrzeug an, dann Ariana, die ihre Hände senkte, das Werk zufrieden ansah und dann nickte.

„Was?“

„Och. Ich habe nur die Pigmente des Lacks dahingehend verändert, dass sie nicht das gesamte Farbspektrum reflektieren, sondern nur Pink.“

„Aber warum Pink?“ Marlin stammelte. „Und so ein knalliges. Damit fallen wir doch auf, wie eine ganze Jungesellinnenparty auf Rädern!“

Ariana nickte. „Exakt. Und das ist Absicht.“

„Was?“ Marlin konnte wieder nur starren.

Ariana blickte zu xies. „Es ist etwas Pokern, ja. Aber meines Erachtens nach, ist die Technokratie im Moment nicht so sehr unser Problem. Sie wollen Dich haben, weil sie jedes Magiers habhaft werden wollen, bevor er den Weg zu den Traditionen findet, ja, aber – bitte entschuldige – ich glaube, du bist auch ’nur‘ ein normaler Magier. Nicht per se einzigartig. Das soll keine Beleidigung sein, sondern sollte dich eher beruhigen. Das bedeutet, dass sie dich nicht mit massiven Ressourcen suchen werden. Und das bedeutet, sie werden wahrscheinlich nur über die weltlichen Kanäle herausgeben, dass man dich …“ sie schluckte ‚im Zusammenhang mit dem Tod deiner Mutter‘ herunter – „… dich befragen will.

Das wiederum bedeutet, dass wir viel eher darauf achten müssen, dass wir nicht von normaler Polizei angehalten werden. Und auch wenn sie durchaus ‚auffällige‘ Fahrzeuge rausziehen, sind sie doch meist auch sehr selektiv, welche Art Fahrzeug sie auffällig finden.  Wir fahren aber keinen klapprigen Bus mit einem großen, aufgemalten Joint und wir tragen keine Rastazöpfe. Wir sind zwei junge, weiße Menschen. Das ist ein teures Auto. Mit dem Haus hintendran irritieren wir etwas. Aber in Zusammenhang mit der Autofarbe, die nun wirklich schreit, dass wir auffallen _wollen_, ist es auch ein wirksamer Schutz.

So sehen ich wie eine exzentrische Person mit _Geld_ aus. Wie Entrepreneurs. Nicht wie eine abgerissene Magierin, mit einer minderjährigen Begleitung.
Polizisten werden automatisch davon ausgehen, dass jemand, der Öffentlichkeit meiden will, sich bedeckt und unauffällig verhält. In einem staubgrauen Sedan wären wir verdächtiger, als in einem Nagellackunfall auf Rädern.

Es ist simple Psychologie.“

Marlin, nickte langsam. „Wenn du meinst …“

Ariana lächelte, aber es war nur ein halbes Lächeln. „Im Weglaufen habe ich inzwischen etwas Erfahrung. Komm, steig ein.“

Nach Ariana kletterte auch Marlin in das Gefährt.

Xies sah zu, wie Ariana  Zyx in die Grasschale, die auf der Mittelkonsole angebracht war, setzen wollte und dann mit einem Blick auf die Grasnatter seufzte. „Heizplatte. Ich verstehe schon.“ Mit wenigen Griffen hatte sie die Grasschale gegen eine Heizplatte ausgetauscht, auf der sich Zyx zusammenrollte und anscheinend direkt eindöste.

Marlin blickte mit etwas Neid auf die Grasnatter. Schlafen, das würde xies auch gerade gerne tun. Abschalten. Nicht nachdenken, was seit gestern Abend geschehen war. Wie sich innerhalb von nicht mal 24 Stunden alles, wirklich alles in ihrem Leben verändert hatte. Köperlich war xies ausgeschlafen und xies war sich recht sicher, jetzt auch nicht einschlafen zu können, selbst wenn xies absolut übermüdet gewesen wäre. 

Ariana hatte, das fiel Marlin erst jetzt wirklich auf, als sie Zyx absetzte, tatsächlich auch ihre Nägel gemacht, so dass sie zum Gefährt passten und die Haare hatte sie zu einem stylischen „messy bun“ aufgesteckt. Teuer aussehende Ohrringe und eine exzentrische Bluse, auf die die Abbildungen mehrere berühmter Autorinnen aufgedruckt war, komplettierten das Bild.

Bevor sie das Auto anließ, reichte sie allerdings Marlin noch eine Sonnenbrille. „Vielleicht bin ich übermässig paranoid … halt, vergiss das ‚vielleicht‘. Ich bin übermässig paranoid, aber ich hatte auch allen Grund dazu, es zu werden. Diese Sonnenbrille wird verhindern, dass dich automatisierte Gesichtserkennungssysteme wiedererkennen. Oder korrekt zuordnen. Lass uns lieber auf Nummer Sicher gehen, solange wir nicht absolut sicher sind, dass sie dich nur aus den normalen Gründen haben wollen.“

Marlin schluckte leicht, nickte dann aber und setzte die Sonnebrille nur zu gerne auf.

Ariana startete den Wagen und steuerte das Gespann geübt zwischen den Bäumen durch auf die unbefestigte Straße,  die fast ausschließlich mit vierrädrigen Fahrzeugen befahren wurde. Anscheinend hatte sie das Haus nicht zum ersten Mal in ein Gebiet mitten in einem Wald gezogen. Aber Marlin wollte, solange die Bäume ihnen so bedenklich nahe kamen und Zweige auch immer wieder hörbar über die Wände des Häuschens hinter ihnen kratzten, nicht mit einem Gespräch ablenken. Eine knappe Stunde schwiegen sie, während Ariana sie aus dem Gebiet herausbrachte, bis sie dann endlich einen Highway erreichten und Ariana den Weg nach Südosten einschlugen.


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01 — Katharsis

Young beautiful dancer jumping into blue powder cloud

Sie betrat das Tanzstudio, dessen Raum sie für die kommende Stunde gemietet hatte und schloß die Tür mit einem leisen Klicken hinter sich. Kurz blieb sie dort stehen, lehnte die Stirn an die geschlossene Tür, bevor sie durch den Raum zu der Bank an der Querseite schritt. Sie ließ ihre Tasche auf die Bank gleiten und nahm daneben Platz  um aus ihren Schuhen heraus und in die Spitzenschuhe hineinzuschlüpfen.

Ohne es wirklich zu bemerken, vermied sie es, in die großen Spiegel der Längsseite zu sehen. Statt dessen fiel ihr dunkles Haar wie ein Vorhang, oder wie Scheuklappen, um sie herum, während sie langsam, sorgfältig, eines der Satinbänder nach dem anderen um ihre Fußgelenke schlang. Kurz stellte sie jeden Fuß auf, um den Sitz der Schuhe zu überprüfen, bevor sie zu ihrem Smartphone griff, und die in der Wand versteckten Bluetooth-Lautsprecher ansteuerte.

Sie hatte die Playlist sorgfältig im Vorfeld zusammengestellt. Jedes Stück genau in der richtigen Länge für die einzelnen Übungen. Nur nicht mit den Gedanken abschweifen und das Warmmachen schleifen lassen. Sie mochte viel überleben können, aber Muskelfaser- oder Sehnenrisse waren doch schmerzhaft. Und der Heiler war …

Sie brach den Gedankengang ab.

Anmutig konnte man ihre Bewegungen noch nicht nennen, nach den wenigen Monaten Training. Sie hatte zu spät mit dem Training angefangen … viel zu alt. Sie war keine Ballerina, würde nie eine sein, egal wie viel Zeit ihr Trainer in sie steckte. 

Aber das bedeutete nicht, dass sie nicht tanzen konnte. Oder wollte. 

Während hinter ihr die Klaviermusik aus den Lautsprechern plätscherte, führte sie methodisch – und irgendwie auch mechanisch – die Übungen an der Stange aus. Normalerweise würde sie ihre Haltung im Spiegel kontrollieren. Korrigieren. Heute hielt sie den Blick abgewendet und ging gerade nicht so weit, den Spiegel temporär zumindest, in eine stumpfe Fläche zu verwandeln. Es konnte jederzeit jemand hereinkommen, obwohl sie eine Stunde gewählt hatte, zu der sie sehr wahrscheinlich alleine in der gesamten Tanzschule sein würde. Abgesehen von ihrem Kontakt, der sie hereingelassen hatte und später wieder hinauslassen würde. Aber man wusste nie und wenn sie gerade etwas nicht noch zusätzlich nötig hatte, dann war das Paradox.

Etwa 100 unterschiedlicher Pliées und Dehnübungen später, endete das Klaviergeklimper und in der Playlist entstand eine kurze, voreingestellte Pause. Noch ein Tastenanschlag mehr und das nächste Klavier, das ihr begegnet wäre, hätte möglicherweise einen kurzen und feurigen Tod erhalten.

Mit einem halben Dutzend schneller Schritte, war sie in der Mitte des Raums. Und als die erste Note des harten Rocksongs aus den Lautsprechern dröhnte, begann sie zu tanzen. 

Nur wenige Takte in die Musik setzte sie zum ersten Tour jeté an, dann folgte Sprung auf Sprung, im harten Rhytmus der schnellen Passagen.

Eine Kombination, die auch für eine durchtrainierte, professionelle Tänzerin an die Grenzen der Kondition gehen würde. Bei ihr aber wurde jeder Sprung höher, gewagter, die Drehungen schneller.
Sie brauchte es gerade, ihren Körper zu spüren, an dessen Grenzen zu gehen und darüber hinaus.

Ihr langes, offenes Haar wirbelte um sie, verdeckte ihr nicht selten die Sicht, wenn sie überhaupt Wert darauf gelegt hätte, zu sehen wohin sie sich bewegte.

Nur einmal streifte sie ihr eigenes Bild flüchtig mit dem Blick im Spiegel. Die Wangenknochen, die stärker hervortraten. Die härtere Kinnlinie. Die Schatten unter ihren Augen.

Gleich wurde ihr Gesicht von anderen Gesichtern verdrängt. Ihrem Verlobten … verschwunden. Vermisst. Vermutlich tot.

Grand jeté.

Ihre Wahlfamilie. Verschwunden. Vermisst. Vermutlich tot.

Brisé. Pirouette.

Nicht einmal sie hatte, mit all ihren Fähigkeiten, etwas herausfinden könnten. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Als hätte der Erdboden sie nicht einmal gekannt.

Ein weitere Sprung ging in den nächsten über. Halsbrecherisch oder eher knochenbrecherisch bei ihrem Ausbildungsstand. Doch sie lehnte sich nur mehr in die Sprünge hinein, spürte die Kräfte, die Fliehkräfte wirken, während sie einen kleinen Zauber hineinfließen ließ, die Sprünge noch etwas extatischer machte.

Nur wenig. Es konnte immer noch jemand reinkommen. Jemand durch die Fenster knapp unter der Decke hineinspähen, so unwahrscheinlich das auch war.

Das Lied ging in das nächste, ähnlich schnelle, ähnlich harte Lied über und das nächste. Als der letzte Ton des letzten Liedes verklang, führte der letzte Sprung sie in eine kniende Position.  Hier verharrte sie, den Kopf gesenkt, das Haar sie umgebend, wie einen Schleier, während sich ihr Atem nur langsam beruhigte.

Im Moment hätte sie gar nicht aufstehen können, selbst wenn sie wollte. Ihre Knie hätten zu sehr gewackelt.

Sie blieb dort, an der Stelle, bis es leise klopfte und ihr Kontakt den Kopf hereinstreckte. „Ich muss demnächst abschließen, Miss und sie wollen sicher noch duschen.“

Ariana schüttelte den Kopf, ohne aufzusehen. „Ich dusche zuhause. Es ist nicht weit. Ich bin in zehn Minuten am Eingang.“

„Danke, Miss,“ die Tür schloß sich wieder.

Sie erhob sich. Eher ungraziös. Der mächtige Muskelkater, den sie am nächsten Tag haben würde, kündigte sich bereits an. Aber es war ihr gleich. Nein. Falsch. Sie würde ihn begrüßen.

Schmerz. Er passte zu ihrem Leben. Nicht erst seit gestern, aber besonders in dieser Zeit.

Sie ließ sich auf der Bank nieder um die Bänder der Spitzenschuhe aufzuschnüren. Während sie die Schuhe abstreifte, klingelte ihr Telefon. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die angezeigte Nummer, um dann sofort abzunehmen.

Ihr Chantry. Aber nicht die zentrale Nummer, sondern das ‚rote‘ Telefon.

Statt einer Telefonverbindung baute sich eine Videokonferenz auf und Ariana blickte in ein knautschig-faltiges, gutmütiges Gesicht, das sie ernst anblickte.

„Was gibt es?“ fragte sie ohne Smalltalk.

„Das Medium im Dienst hat einen neuen Erwachenden gefunden. Er ist in akuter Gefahr.“

Sie presste die Lippen zusammen und nickte.  Dann konnte sie ein leises Seufzen aber auch nicht unterdrücken. „Bleibt mir Zeit für eine Dusche?“

„Besser nicht, antwortete die Frau auf der anderen Seite. „Es sind 100 Meilen nordöstlich deiner Position. Ich schicken dir alle weiteren Daten aufs Smartphone. Sofern du nicht noch Verbündete in der Gegend hast, können wir dir gerade niemanden schicken. Du bist auf dich alleine gestellt. Es tut mir leid.“

Ariana nickte. „Zehn Minuten, dann bin ich unterwegs. Wünsch mir Glück.“

Die Frau auf der Gegenseite hob einen Mundwinkel. „Was sagen wir zum Gott des Todes?“

„Nicht heute.“ Ariana legte auf und warf das Gerät in ihre Tasche, zusammen mit den Schuhen.

Zehn Minuten später rauschte ein weißer Ford Pick-Up über die Ausfallstraße in nordöstliche Richtung.

Sie war auf dem Weg.


02 — Odyssee

Ballerina dancing in pointe shoes

Vage. So vage.

Es war eine Idee gewesen, Übersinnliche mit medialen Fähigkeiten anzuheuern, um dem gegenzusteuern, dass immer mehr  Erwachende dies außerhalb der Strukturen taten, die sich unter Magiern, Garou oder auch den Changelings ausgebildet hatten. Den Suits einen Schritt voraus sein. 

Aber abgesehen davon, dass nicht gerade viele Medien Schlange standen, um Freiwilligenarbeit für sie zu leisten, war diese Arbeit auch auf eine Art anstrengend, die Ariana erst nachvollziehen konnte, seit sie selbst ein paar Mal als … Kanal …für Entitäten von der anderne Seite gedient hatte. 

Es war nicht so, dass ihre Hilfe der medial Begabten nicht nützlich war. Im Gegenteil. Sie war  unersetzlich. Aber sie war auch extrem anfällig, störanfällig, und oft extrem vage. 

Und jetzt hatte sie auch noch das Navi in ein weiteres, totes Ende geführt. 

Ariana fluchte leise und rammte die Automatic des Ford Heavy Duty Pickups in den Rückwärtsgang. Neben ihr in der Schale, die auf die Mittelkonsole aufgesetzt war, regte sich etwas und Zyx, die kleine Grasnatter blickte missmutig züngelnd von ihrem Wärmestein auf. 

Nach einem Moment wirkte sie resigniert – wenn Grasnattern resigniert schauen konnten und sie streckte sich von dem Wärmestein, hin zu Arianas Arm. Erst wand sich sich um den Arm herum, dann schlüpfte sie unter den Armel und wand sich den Arm hinauf, bis sie sich wie eine dekorative Torque um Arianas legte. Dem wohl einzigen Platz im Wagen, der von der eher ruppigen Fahrweise der Magierin gerade nicht durchgeschüttelt wurde, weil sie automatisch mit ihrem Körper ausglich. 

„C’mon …“ fluchte sie leise in Richtung des Navis. „… es muss doch einen Weg auf diese Anhöhe geben, der nicht im Nirgendwo endet.“

Tatsächlich berechnete das System just in diesem Moment die Strecke neu und zeigte eine beruhigende grüne Linie, die grob in die Richtung führte, das Medium genannt hatte. Das die wenigen Bilder, die es empfangen hatte, noch mit ‚vermutlich weiter oben‘ garniert hatte. 

„Wenn es wenigstens eine Monty Python Wegbeschreibung wäre, dann wäre es wenigstens witzig,“ murmelte Ariana und brachte das Auto, sie selbst und damit auch die Grasnatter um ihren Hals auf den neuen Weg. Aber nicht nur, dass die Wegbeschreibung vage geblieben war, sie wusste nicht einmal, mit was für einer Art von Erwachendem sie es zu tun haben würde. Einem Magier? Einem Garou? Einem Changeling? Wohl keinen Changeling. Diese hatten irgendwie besser Chancen, die ihren auch über Entfernung zu erkennen, als sie die Magier. Auch die Garou hatten nicht ganz so viel Pech mit Lost Cubs, wie sie es anscheinend hatten, mit Erwachenden die … irgendwo verschwanden … 

Aber nicht heute. NIcht, wenn sie es verhindern konnte. 

Alles was sie im Moment brauchte, war ein Platz. Am Besten etwas erhöht, und nicht auf den ersten Blick von weither einsehbar. Mit zumindest ein bisschen Platz und ein bisschen Schutz, dass sie ein Ritual machen konnte. Alleine, zum ersten Mal seit … seit sie erwacht war? Überhaupt? Ein bitterer Geschmack sammelte sich in ihrem Mund. Aber jetzt war nicht der Moment, zusammenzubrechen und sich in ein Häufchen Elend aufzulösen. 

Jemand brauchte ihre Hilfe und das war genug.